Die künstlerische Spannbreite der Ausstellung belegen beispielhaft vier Positionen:
Ein großer Buddha-Kopf aus Erde, ein selbstgeschmiedetes Schwert und ein Video, das bemerkenswerte Wolkenformationen zeigt – Anand Angarag bringt disparat erscheinende Elemente auf faszinierende Weise zusammen. Mit seiner Installation "emulating archetypes" geht er der Frage nach, wie wir uns Welt aneignen. Wie wirken Religion, Kultur und Philosophie auf unser Denken und Handeln in einer Zeit zunehmend komplexer Medienwirklichkeit?
Hannes Middelberg interessiert sich für die Verbindung von Klang, Zeichnung und Objekt. Mit einfachen Mitteln konstruiert er Zeichenmaschinen, die von kleinen Motoren angetrieben werden. Sie vollziehen stets wiederkehrende Bewegungsmuster, die akustisch verstärkt und hörbar gemacht werden. Trotz der improvisiert erscheinenden Aufbauten sind diese Arbeiten das Ergebnis einer langjährigen ästhetischen Forschung im Feld experimenteller Klangkunst. Eine Auswahl von Zeichnungen ergänzt die neueste Arbeit.
Oliver Krebeck hat in den letzten Jahren eine Reihe minimalistischer Objekte geschaffen. Es sind Betongüsse in verschiedenen Formen und Größen, die er zunächst im Stadtraum platziert, wo sie bevorzugt Skater nutzen. Erst später werden sie als autonome Skulpturen in den Ausstellungskontext überführt. Farbabriebe und Verwitterungsspuren bleiben dabei bewusst erhalten. In der Weserburg installiert Krebeck gleich mehrere robuste Blöcke, die Raumsegmente voneinander abgrenzen, Durchgänge blockieren und so neue Sichtachsen und Wege ermöglichen.
Sanda Zvaigzne präsentiert eine Zeichenserie, in der sie Bildmotive aus unterschiedlichsten Bereichen aufgreift und skizzenhaft miteinander kombiniert. Es sind vor allem kunsthistorische Referenzen, die sie zum Bestandteil der eigenen künstlerischen Praxis macht und weiterentwickelt. Die collagenhafte Zusammenschau kann als ein künstlerisches Bildarchiv betrachtet werden, das auf spannende Weise gegensätzliche Aspekte zwischen Aneignung und Neuschöpfung zur Anschauung bringt.
Anand Angarag, David Hepp, Oliver Krebeck, Gustavo Méndez López, Hannes Middelberg, Helena Otto, Candan Öztürk, Mari Lena Rapprich, Franz Reimer, Zhe Wang, Fritz Laszlo Weber, Linhan Yu, Annahita Zielonka und Sanda Zvaigzne.
Kuratiert von Ingo Clauß, Weserburg | Museum für moderne Kunst
Release des digitalen und analogen Ausstellungskatalogs am 9. August 2018 um 19 Uhr, entwickelt und gestaltet von Hellllo — Büro für Gestaltung.
Dotiert mit 15.000 Euro gehört der Karin Hollweg Preis zu den wichtigsten Förderpreisen an deutschen Kunsthochschulen. Möglich wird er dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Die Hälfte des Preisgeldes ist für eine institutionelle Einzelausstellung in Bremen reserviert.
Begründung der Jury: "Ein weißer Medizinerkittel markiert den Eingang zu einer Videokabine. 9 x 235 x 30 = 63.450. Eine mathematische Formel. Sie steht am Beginn der Videoarbeit „my working parents“ von Zhe Wang, für die sich die Jury des diesjährigen Meisterschülerpreises mit großer Überzeugung entschieden hat. Die fünfstellige Zahl steht für die Lebensarbeitszeit eines einzelnen Menschen. In diesem Fall handelt es sich um die Mutter der Künstlerin, deren Übergang in ihren Altersruhestand Zhe Wang zur Inspiration wird. Die Künstlerin, die wiederum selbst mit ihrem Meisterschülerjahr eine Phase des Übergangs, durchlebt, beobachtet mit der Kamera das Berufsleben ihrer beider Eltern in einer chinesischen Großstadt. Sie beobachtet deren tägliche Routinen und Verrichtungen, die sie vermutlich als Kind wenig wahrgenommen hat. Damit ist die Arbeit „my working parents“ zum guten Teil eine dokumentarische Arbeit, zugleich ist sie eine Hommage an die Elt ern der Künstlerin.
Zhe Wang nutzt für ihre eindrucksvolle Arbeit eine Art Split-Screen, der es ihr erlaubt, die aufgenommenen Sequenzen parallel nebeneinander zu setzen, dann wieder aufeinander folgen zu lassen, sie zu vervielfachen und zu rhythmisieren. Geht es thematisch letztlich um den Fluss der Zeit, so versteht die Künstlerin es meisterlich ihr zeitbasiertes Medium bestens auszuloten. Durch ihre ausgeklügelte Bildsprache und –komposition, die von einer präzise angelegten Soundspur unterlegt ist, gelingt es ihr einen biografischen Ansatz in ein Allgemeines zu überführen. So steigert sich „my working parents“ in einen faszinierenden Sog hinein, in die schnelle Folge architektonisch anmutender Strukturen und Raster. Persönlicher und öffentlicher Raum schieben sich ineinander.
In einer bemerkenswert eigenständigen Form wirft Zhe Wang zutiefst menschliche Fragen nach dem Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, von Müssen und Wollen, von Zwang und Freiheit auf. Große Themen, für die sie ein starkes Bild findet. Die Arbeit regt ein Nachdenken über unsere zeitgenössisch sehr aktuelle und kulturell sehr unterschiedliche Auffassung von Arbeit, Familie und Leben an, dabei letztlich die zweifelnde Frage nach dem, was bleibt." Bremen, den 28. Juni 2018
Zhe Wang, 1988 geboren in Jiangsu, China, studiert Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen bei Rosa Barba. Dort hat sie 2017 ihr Diplom ablegt. Ihre letzten Ausstellungsbeteiligungen waren u.a. in Deutschland, China und Finnland. 2015 hat sie ein Erasmus-Stipendium für Finnland erhalten.
Ausstellungseröffnung und Preisverleihung
Freitag, 29. Juni 2018 um 19 Uhr in Anwesenheit aller Künstlerinnen und Künstler. Im Anschluss an die Eröffnung wird Frau Hollweg den Karin Hollweg Preis persönlich überreichen. Eintritt frei.
Am selben Abend eröffnet im Künstlerhaus Bremen die Ausstellung SHAME. Eröffnungsrede um 20:30 Uhr.
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