Richard Hamilton zeigt die Bauhaus-Leuchte in einem modernistischen Aktbild. Im gleißenden Licht scheint sich die Gestalt des Designobjekts regelrecht aufzulösen. Der Künstler spielt auf die heilige Verkündigung an und überführt en passant das religiös-transzendentale Thema in ein alltägliches Arrangement. Die Leuchte wird in grotesker Weise zum Sinnbild des Sakralen. Aldo Mondino behängt gleich zwei Glashauben mit einem Kranz aus BIC-Kugelschreibern und nennt seine humorvolle Verfremdung "Jugend-stilo". Rolf Julius wiederum verwandelt die Glashaube mit einem Lautsprecher in einen Resonanzkörper, der das Licht um sphärische Klänge erweitert. Andere Künstlerinnen und Künstler konzentrieren sich stärker auf die Funktion als Leuchtkörper. So umhüllt Susanne Windelen die Leuchte mit Fluoreszenzfarbe, die sie dem Alltag entrückt und unnahbar werden lässt. In dieser Form bringt sie kein Licht ins Dunkel, sondern erstrahlt als eigenständige Skulptur.
Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung ist das Werk von Dieter Roth. Als Walter Schnepel dem Schweizer Künstler 1995 ein Exemplar der Bauhaus-Leuchte mitbrachte, hielt sich dieser respektvoll zurück. Er wollte den Designklassiker nicht künstlerisch bearbeiten: „Die kann man nicht besser machen, … aber eine Lampe kann man immer gebrauchen.“ Ein Jahr später war der Sammler überrascht, die Leuchte dann als Bestandteil der berühmten BAR No. 1 (1983-1997) wiederzusehen. Eine schwarze Schirmmütze, wie sie der Künstler selbst gerne trug, ruht seitdem frech auf der Glashaube. Mit hintergründigem Witz hat er die Leuchte zum Hutständer umfunktioniert und obendrein mit roter Farbe wie mit einer Blutspur übergossen.
Die Künstlerinnen und Künstler zeigen sich nicht affirmativ und ehrfurchtsvoll, sondern behaupten selbstbewusst ihre künstlerische Eigenart. Sie reagieren auf die Gleichförmigkeit des Serienprodukts mit Individualisierung, der Vervielfältigung begegnen sie mit Vereinzelung. Sie verleihen dem Vertrauten dadurch eine neue Präsenz und Sichtbarkeit. Dabei geht es ihnen nicht um alternative Lösungen für Form und Funktion. Sie heben das Zeitlose und Statische des Designobjekts auf. Die zum Klassiker erstarrte Leuchte wird damit zu einem Kristallisationspunkt neuer künstlerischer Ideen und Ästhetiken. Der Künstler Ben Vautier bemerkt dazu lakonisch: „No art without light“.
Ay-O, Michael Bette, Jochen Fischer, Christian Gürtler, Wolfgang Hainke, Richard Hamilton, Rolf Julius, Alison Knowles, Christina Kubisch, Christiane Möbus, Aldo Mondino, Davide Nido, Oliver Niewiadomski, Ann Noël, Paul Renner, Dieter Roth, Valentin Rothmaler, Takako Saito, Fritz Schwegler, Lisa Simon, Daniel Spoerri, Ben Vautier, Wolfgang Wagner-Kutschker, Emmett Williams, Susanne Windelen.
Kurator: Ingo Clauß, Weserburg | Museum für moderne Kunst
Es erscheint ein Katalog mit Abbildungen von allen ausgestellten Werken sowie lesenswerten Texten von Julia Bulk, Ingo Clauß und einem Vorwort von Peter Friese.
Eine Kooperation mit der Maria und Walter Schnepel Kulturstiftung sowie der Wilhelm Wagenfeld Stiftung. Ermöglicht wird die Ausstellung mit großzügiger Unterstützung durch die Museumsfreunde Weserburg, die Bremer Landesbank und TECNOLUMEN. Seit 1980 produziert die in Bremen beheimatete Firma TECNOLUMEN die einzige autorisierte Reedition der Wilhelm Wagenfeld Tischleuchte.
Samstag, 30. April 2016, 11-18 Uhr: Im Rahmen des AboCard-Tag des Weser-Kuriers findet für Abonnenten des Weser-Kuriers jeweils um 14 Uhr und 16 Uhr eine kostenlose Führung durch die Ausstellung „Leuchte! Designikone im Licht der Kunst“ statt.
Gesprächszeit "2 nach 1"
Interview mit dem Kunstsammler Walter Schnepel im Nordwestradio vom 18.04.2016
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